Katholische Pfarrgruppe Rheinhessische Schweiz

                                                                       mit den Gemeinden Eckelsheim, Frei-Laubersheim, Fürfeld, Gumbsheim, Neu-Bamberg, Siefersheim, Stein-Bockenheim, Tiefenthal, Wöllstein, Wonsheim                                                                                                                      



#lichtfenster:  

Liebe Gemeindemitglieder,

unser Bundespräsident hat am 22. 1. eine Kerze ins Fenster gestellt, um uns alle dazu einzuladen, gemeinsam an die vielen Toten der Pandemie zu denken und den Angehörigen unser Mitgefühl auszudrücken. Wenn dies allabendlich geschieht, wir uns die Zeit für diese kleine Kerze nehmen, die  ihr  Licht durch das Fenster in die Dunkelheit wirft, dann teilen wir die „große Hoffnung“,dass es besser werden wird, die Verstorbenen nicht vergessen werden und wir die unbeschreibliche Trauer teilen, wenn Menschen nah und fern, liebe Angehörige, Eltern,Freunde, Geschwister oder gar Kinder verlieren. Jeder Verstorbene hat seine eigene Lebensgeschichte, mit den ganz persönlichen Erfahrungen und Hoffnungen-auch in dieser manchmal trostlosen und schweren Zeit.

Wir alle sind eingeladen, für einander Licht in diesen dunklen Momenten zu sein. Ich wünsche Ihnen allen, dass Ihnen dies immer wieder gelingen möge, dass wir von der Erkrankung verschont bleiben und zuversichtlich diese „ganz neuen Lebensverhältnisse“ meistern und viel Geduld aufbringen, da jeder und jede von uns, auf ganz unterschiedliche Dinge Wert legen wird, um zuversichtlich zu bleiben. Die Kinder und Jugendlichen, die Kranken, Alten und Behinderten in den Schulen, Einrichtungen, Krankenhäusern und Einrichtungen tragen gemeinsam mit denen, die sie dort betreuen, eine besondere Last. Zeigen wir möglichst oft Verständnis und finden wir gemeinsam Wege, dieses großartige Sorgen für die Schwachen, Kranken und Hilfsbedürftigen immer wieder wertzuschätzen und anzuerkennen. Denken wir aneinander, wenn wir uns der Aktion #lichtfenster anschließen durch Gebete und gute Wünsche, teilen wir unsere Ängste und Zuversicht, wenn wir  abends in das flackernde Licht der Kerze auf dem Fenstersims blicken. Als Christ und Pfarrer bin ich überzeugt, dass Veränderung zum Guten möglich ist, wenn wir den Mut haben, selbst zum Licht zu werden, die guten Gedanken in uns immer wieder in gute Worte und Taten verwandeln zu lassen, mit unserer Kraft und dem Segen Gottes, den ich Ihnen allen wünsche!

Ihr Pfr. H. Todisco


Du verwandelst meine Trauer in Freude, du verwandelst meine Ängste in Mut, du verwandelst meine Sorge in Zuversicht, guter Gott, du verwandelst mich!





Gedanken zu Maria Himmelfahrt – Predigtimpuls



Der schöne sommerliche Feiertag „Maria Himmelfahrt“, kann uns gläubigen Christen eine große Hilfe sein und   Orientierung geben. Mitten im Sommer, am 15. August, lenkt dieser Tag unsern Blick auf unser ganzes Menschsein, auf Leib und Seele, auf das Wesen der christlichen Hoffnung, die im festen Glauben an die Auferstehung uns die Kraft geben kann, sowohl den Leib als auch die Seele als längst befreite und von Gott gewollte und wertgeschätzte  Dimensionen unseres Seins als Menschen in Raum und Zeit  anzusehen.
Natürlich ist die Vorstellung, dass Maria mit Leib und Seele in den  Himmel aufgenommen wurde, kaum biologisch oder auch nur physikalisch zu begreifen. Das Dogma von 1950, durch welches Papst Pius XII. diesen alten Glaubensgedanken der römischen Kirche ans Herz gelegt hat, damit diese Glaubensüberzeugung auch in der naturwissenschaftlich geprägten Neuzeit nicht untergeht, hat mehrere Wurzeln, die ich hier kurz in den Blick nehmen möchte.

1. Sehnsucht des Vergänglichen nach Dauer

Da  die Christen schon um das Jahr 450 den Heimgang Mariens als Fest   begingen,  der Festgedanke sich im siebten Jahrhundert auch innerhalb der Westkirche bereits zeigte, können wir heute sagen: Eine Gemeinschaft ,die an die Auferstehung des Menschen mit Leib und Seele glaubt , die davon ausgeht, dass wir nicht ins Leere sterben, sondern durch Gottes Kraft und Willen, seinen schöpferischen Geist, neu geboren werden, wird diese Erfahrung natürlich gerne in ihrer Vollkommenheit an der Mutter des Herrn selbst verwirklicht sehen. Hier wird nicht einfach eine Sehnsucht zur Tatsache erklärt, sondern die, die voll der Gnade fähig ist, sich ganz dem Willen Gottes und seiner Liebe anzuvertrauen, muss diese Fülle auch am Ende ihres Lebens erneut gespürt haben. Im Grunde genommen feiern wir  die Umkehrung der Verhältnisse, an Weihnachten wird der Ewige, Gott selbst durch einen Menschen, durch eine Frau ,Mensch und somit vergänglich in Raum und Zeit. Jetzt, am Tag der Aufnahme Mariens in den Himmel wird die Vergängliche, die den Unvergänglichen geboren hat, damit dieser aus Liebe sterben konnte, selbst unsterblich, durch Gottes Liebe in dessen ewige Gnade mit Leib und Seele, d.h. ganz und gar ,eingetaucht. Hier geht es mehr um „theologische Poesie“ als um „naturwissenschaftliche Erkenntnis“ .Diese Gedanken mitzusprechen, zu denken und zu fühlen, kann uns mitten in aller Not an Leib und Seele stärken und heilen, weil diese Bilder uns direkt ins Mark treffen: Wer will, wird die Arme Jesu, des Auferstandenen sehen, die seine gebeugte Mutter an sich  ziehen. Echte Liebe, schon die unter Menschen, kann die Grenzen von Leib und Seele, Raum und Zeit, Ewigkeit und Grenzenlosigkeit überwinden und in die unmittelbare Nähe Gottes führen. Jede sakramentale Eheschließung lebt aus diesem Geheimnis, jedes Sakrament auf besondere Weise, damit der Ewige die Vergänglichen lieben kann.

2. Ganzheitliche Erlösung

Wir bekennen uns zur Auferstehung mit Leib  und Seele, weil wir es IHM zutrauen, uns Menschen mit unserer ganzen Lebens- und Liebesgeschichte zu befreien, zu erlösen und zu vollenden. Maria wird hier zum Sinnbild des „verwundeten Menschen“, dessen Narben und Sorgen, die das Leben in uns Menschen eben hinterlässt, durch ihn, unseren Heiland geheilt und geheiligt werden. Wir schauen in Maria in einen Spiegel, der uns das Ziel unseres Seins aufzeigt, die Wiederherstellung der Einheit von Gott und Mensch, das paradiesische Gegenüber im Garten Eden, in welchem sich der Mensch  Gott unbedeckt, da noch von der Sünde frei, zeigen konnte. Jesus, der den Menschen heilend gegenüberstand, heilt immer den ganzen Menschen, trifft uns mit seinen Worten und Gesten im Innersten von Leib und Seele, sodass sich Gebeugte aufrichten und Stumme singen, Blinde sein Angesicht schauen und Taube sein Wort hören. Die Wiederherstellung der Beziehung zwischen Gott und Menschheit – nicht mehr und nicht weniger  - können wir dem Festgeheimnis dieses Tages abgewinnen  - sichtbar gemacht für uns alle an Maria, der Mutter des Herrn!

3. Geruch des Lebens

Unser Glaube kommt nicht allein vom Hören und Sehen. Auch das Riechen und Tasten, das Schmecken und Speisen ,sind Sinneserfahrungen, die uns die Nähe Gottes und seines Evangeliums deutlich machen können. Wenn wir am Fest Maria Himmelfahrt Kräuter segnen, so können die Blumen und Heilkräuter, die spürbaren Salben und Tinkturen, die Speisen und Salate, die aus diesen entstehen, sowohl dem Leib als  auch der Seele deutlich machen: Alles ist gut! Gott und sein volles und buntes Leben sind und bleiben dir geschenkt. Wir sprechen mit Maria unser Ja zur Gnade Gottes, wenn wir die Kräuter in den Händen tragen, die Segensworte  hören und mitsprechen. Wir sollten sein wie Spürhunde, die, wenn sie die Spur einmal aufgenommen haben, dieser trotz aller Ablenkungen sicher folgen können. Dann werden wir der Gnade Gottes direkt in die Arme laufen, wenn wir den Geruch des Lebens in der Nase behalten. Dieser Tag mit seinen Kräutern wird so zum Heilmittel gegen vieles, was uns stinkt: Im Alltag, in der Kirche, der Arbeitswelt und den Sorgen unserer Zeit. Es soll ja bekanntlich gegen alles ein Kraut geben. Machen wir uns auf die Suche, dort wo wir spüren, dass uns noch das richtige Heilkraut fehlt.  Die Kräfte unseres  Leibes, die Sehnsucht unserer  Seele und die Klugheit unseres  Geistes mögen uns alle  auf diesem Weg begleiten!


Höhen und Tiefen  - Impuls zum Fest Verklärung des Herrn


Mitten im Sommer liegt das kaum bekannte kirchliche Fest der Verklärung des Herren. Es blickt auf die Erzählung im Evangelium, die davon berichtet, dass Jesus mit seinen Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes auf einen Berg wandert und dort vor deren Augen in strahlendes Licht verwandelt wird. Gott selbst lässt dann seine Stimme hören und bekennt sich zu seinem Sohn Jesus :  „Dieser ist mein geliebter Sohn an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.“   Mt 17, 5

Zuvor erscheinen die Propheten Mose und Elija und reden mit Jesus über dessen Ende, wodurch der nachösterliche Charakter der Begegnung deutlich wird, auch wenn die Begegnung zeitlich vor der Kreuzigung und Auferstehung zu liegen scheint.

Interessant finde ich, dass das Bekenntnis Gottes zu seinem Sohn, sowohl hier auf dem Berg als auch  im Jordantal bei der Taufe zu  hören ist: Sowohl die Verklärung als auch die Taufe im Jordan schaffen eine ganz besondere Nähe zwischen Himmel und Erde, Mensch und Gott, der sich in der Höhe und auch in der Tiefe des Jordans zu seinem Sohn bekennt, Taufe und Verklärung als  Gottes Angebot, uns Heimat und Erlösung durch Annahme und Geborgenheit zu schenken. Den Jüngern war dies sofort klar, da sie versuchten durch den Vorschlag, auf dem Berg drei Hütten zu bauen, diese Erfahrung der Wertschätzung Jesu durch Gott auch für sich selbst zu sichern.  Petrus bringt diese Erfahrung absoluten Glücks auf den Punkt und sagt:

Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen,   Mt 17, 4

Dort wo wir Menschen klar sehen, wo wir uns verstanden und angenommen wissen, Vergebung und Wertschätzung erfahren, die ja denn Kern der Taufe und der Verklärung auf dem Berg ausmachen, dort wollen wir bleiben, weil wir mit uns, mit Gott und der Welt im Reinen sind.

Eine wunderbare Vorstellung: Sowohl in der Höhe des Berges, als auch im Tal des Jordan  ist Gottes  Ja zu seinem Sohne  zu hören. Wird dürfen und können dies auch auf uns selbst übertragen, wenn wir bereit sind, mit  Christus in der Taufe zu sterben und aufzuerstehen. Ein prophetisches Fest, das wir da am 6.August feiern – die Einladung sich annehmen und lieben zu lassen , allem Leiden und Sterben zum Trotz, weil der Herr wahrhaft auferstanden ist. Diese, unsere gemeinsame Zukunft in Gott und durch Gott dürfen wir vor Augen haben, darum lohnt sich der Weg in die Höhen der Berge, wegen der  Weitsicht, die die Grenzen des Todes durchblickt; darum lohnt sich der Weg in die Tiefen des Jordans, wegen der Vergebung und des neuen Lebens, das Umkehr und Taufe schon heute schenken. Sagen wir es weiter, dass Gott Gefallen an uns hat! Folgen wir Christus!



Impuls: Maria Magdalena


Einige von uns werden den Kinofilm gesehen haben, über jene Frau, die von Papst Franziskus durch die Feier Ihres Gedenktages als Fest am 22. Juli aus rein liturgischer Sicht jetzt den Aposteln gleichgestellt ist: Sie, die Jüngerin und Begleiterin des Herren, wird als „Apostola Apostolorum“ in den Blick genommen – als Apostelin der Apostel“

Wir sollten sie, die mit den anderen Frauen dem Herren und seinen Jüngern zur Seite stand und als erste die Auferstehung bezeugt, versuchen mit den Augen des Herren selbst und der Genesis 1 anschauen: Die Würde von Männern und Frauen ist gleich, beide sind unabhängig und nicht erst miteinander Abbilder Gottes, in jedem Menschen, egal welches Geschlecht er/sie mit zur Welt bringt, spiegelt sich Gott, findet sich Gott wieder!   Maria Magdalena darf uns als katholische Kirche fragen lassen, wie es um die Gleichheit der Menschen, insbesondere der Frauen und Mädchen in unserer Kirche bestellt ist?

Haben wir trotz und gerade wegen unserer Geschichte als Kirche mit allen ihren Erfahrungen, Entscheidungen und Dogmen die Möglichkeit und die Chance, Frauen und Männer in allen Bereichen des kirchlichen Lebens bis hin zu allen Sakramenten, die gleichen Rechte und Möglichkeiten zu geben?

Auf welche Weise könnte  die Zulassung der Frauen, also der Hälfte aller Christ*innen, zu allen Ämtern geschehen, ohne unsere Weggemeinschaft als Glaubende allzu sehr in innerkirchliche Streitigkeiten zu verstricken, deren wir ja aktuell eh schon genug haben?

Welche Vorteile wären denn gegeben, wenn die Seelsorge, die Leitung der Gemeinden, ja alle Formen der Verkündigung und des pastoralen Lebens in unseren Gemeinden auch von Frauen mit den Männern auf Augenhöhe vollzogen würden?

Wie sähen die Konsequenzen für den Ökumenischen Dialog aus?

Der Festtag der Heiligen Maria Magdalena lädt uns alle ein,  uns immer wieder vorurteilsfrei auf diese Fragestellungen einzulassen.

Welche Rolle spielt denn die Frauenfrage, die Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig von Stand, Reichtum und Staatsangehörigkeit für die Zukunft der Menschen und der Schöpfung überhaupt?


Haben wir vielleicht nur dann überhaupt  Zukunft, wenn  wir vor Sehnsucht und Unruhe in aller Frühe unterwegs sind zu den Gräbern, die unser Fehlverhalten Tag für Tag hervorbringt, für alles was in dieser Welt göttlichen Lebensatem in sich trägt?Wenn wir uns vom letzten Tropfen Zärtlichkeit und unserer Liebe zum Göttlichen zum Aufbruch in eine neue Zeit bewegen lassen, damit der anbrechende Morgen nicht der letzte sein wird, sondern der Tag der Auferstehung und des Neubeginns, dann kann Verkündigung die Hoffnung schenkt gelingen! Menschen, wie Maria Magdalena ,ist dies möglich – Auf sie in der Kirche und  in ihrer Sendung zu verzichten -  Welche eine Torheit!

Komm ans Feuer!


Ich möchte Sie einladen, mit mir in ein Lagerfeuer zu schauen, ein solches, das in diesem Sommer so oft aus bleiben wird, nicht weil es zu stark regnet, der Wind es nicht möglich macht oder auch die Waldbrandgefahr,  nein, es entfällt, weil die Zelt- und Grillplätze leer und die Gärten einsam bleiben aufgrund der Pandemie. Es sind wohl tausende Lager und Freizeiten, die in diesem Jahr nicht möglich sind, die Feuerstellen dunkel und kalt bleiben. Aber eben nicht nur dunkel und kalt, auch ohne Gesang und Gespräche, die besonders in der Nacht am Feuer eine besondere Qualität haben und  sehr lange und intensiv werden können.

Wer wie ich als  Gruppenleiter, Pfarrer und Pfadfinder an vielen Lagerfeuern saß, wird jetzt  gewiss einige ganz besondere Momente vor Augen haben. Sich an sternenreiche  Himmel,Gruselgeschichten, Lieder, Gebete und auch Übernachtungen am Feuer erinnern.

Bei den Georgspfadfindern  gehört die Gemeinschaft am Feuer zu den drei Kirchenbildern, die diese Bewegung bestimmen.  Ein Feuer lädt ein, dazuzukommen, eine Eigenschaft, die die Kirche heute umso mehr braucht, will sie denn überleben und überzeugen.

Ja, einladender  könnte vieles in unserem Leben sein. Magische Anziehung hat ein Feuer in der Mitte eines Lagers immer. Wer aus dem Zelt blickt, ist froh ,wenn es brennt, wenn er dort Stimmen hören kann. Ich bin in der Nacht nicht allein, andere halten Wacht, ich darf ruhen und schlafen mir kann nichts geschehen.

Ein Feuer gibt Orientierung und Schutz. Ich weiß, wie ich mich zwischen den Zelten und auf dem Platz zu bewegen habe, wenn ich es sehe, das Feuer in der Mitte.  Gott ist unsere Mitte, er ist es, der wärmt, schützt, Orientierung und Gemeinschaft schenkt und er ist auch geheimnisvoll, wie die Sterne in der Nacht, eine Verheißung nach mehr. Ein Lagerfeuer ist für mich die Sehnsucht nach gelungener, sakraler und heilsamer Begegnung und Kommunikation zwischen Mensch - Gott und Natur.  Es ist das frei wählbare Maß an Nähe und Geborgenheit, Freiheit und Abstand, das wir Menschen brauchen, um mit Gott und den anderen klar zu kommen. Jeder bestimmt selbst, wie nahe er alles, die Flammen und das Licht an sich herankommen lassen möchte. Denn selbst, wenn ich die Stille, Tiefe  und Dunkelheit des Waldes genieße, ist es bewegend, in der Ferne das Feuer zu sehen, es knistern und den Gesang zu hören.


Sie fehlt in diesem Sommer allzu  oft : Die Erfahrung  von Geborgenheit und Freiheit, Bewegung und Stillstand. Die Begegnungen am Lagerfeuer, die gerade jungen Menschen aber auch allen, die vieles  mit diesem Feuer  verbinden, es fehlen auch die Abendsegen, die tausendfach an solchen Feuern gesprochen werden und Menschen, Gott und Natur mit einander verbinden und versöhnen. Dankbar kann sein, wer es dauerhaft in sich spürt, dieses Feuer des geheimnisvollen Lebens, das sich in jedem Augenblick in der Natur als Gabe Gottes offenbaren kann, das Menschen bewegt und zusammenführt.


Es bröckelt!


Ja, wir kennen die Erfahrung, wenn alles immer schwieriger wird. Wir denken, dass es so nicht mehr lange gut gehen wird, weil sich immer weniger Menschen beteiligen, die Erfolge ausbleiben, die eigenen Kräfte nachlassen. Vor einigen Tagen kam ich in die Siefersheimer Kirche, eine wunderschöne, neugotisch Landkirche, keine 120 Jahre alt – also eine Kirche im besten Alter, könnte man sagen.

Kaum war  ich in der Nähe des Altares am Ende des Mittelganges angekommen, wo bereits die Küsterin auf mich wartete, da raschelte und rieselte es von Obern herab. Es tat einen kleinen, aber hörbaren Schlag.

Da lag doch ein kleiner, farbiger Steinbrocken auf der Erde, direkt vor dem Altar. Er war offensichtlich gerade aus dem Gewölbe über dem Chor gefallen, direkt vor meine Füße.

Oben an der Decke, wo die beiden Seiten des Bogens zusammenlaufen, fehlte tatsächlich jetzt ein kleines Stück, das ich beim Hinaufschauen in der Hand hatte.  Der ganze Altar war voller Staub und Geriesel.

Was wollte mir die Kirche damit sagen? Nur ein Zufall, ein Stück Abfall vor meinen Füßen und  den Augen der Küsterin zu Boden gefallen?


Oder doch eine Meinung dieses, ehrwürdigen, vielleicht des Mitgefühls fähigen Gebäudes,welches schließlich seit Jahren ein sakraler Ort ist, in welchem die Menschen seit Generationen Freud und Leid teilen oder: Bald geteilt haben, da ja viele an Sonn - und Feiertagen lieber im Wald spazieren gehen oder den Weinbergen  beten, was ja durchaus denkbar, aber eher unwahrscheinlich ist. Eine Befragung der vielen Wanderer von nah und fern könnte dies prüfen.

Meint auch die Kirche aufgrund dieser Erfahrung, soviel Leere erleben zu müssen, dass so langsam alles zerbröselt, dem Ende entgegengeht?


Ich könnte sie, die kleine St. Martinskirche, da gut verstehen. Wenn ich Beine hätte, Gefühle und Verstand und eine Kirche in diesen Tagen wäre, dann würde ich mir diese Frage auch stellen.

Ja, ich könnte eine Identitätskrise vielleicht kaum vermeiden.

Mir kommt da eine Geschichte in den Sinn, die ich als neuer Ministrant in den 70ern mal in einer Gruppenstunde erstmals hörte und die mir alle paar Jahre mal wieder begegnet:

Ein Junge versteckte sich und dachte, die anderen Kinder würden ihn jetzt voll Leidenschaft und Liebe und  Freundschaft suchen. Doch er wartete und wartete. Die anderen hatten längst ein besseres Spiel gefunden -  da kam er weinend nach Hause. Sein Vater wollte wissen, warum er so aufgelöst sei? Als er von der ausgebliebene Suche hörte ,schaute er, der Vater, der der Rabbiner der Gemeinde war, ihn schweigend an,bis er sagte:

Ja, so  wird es wohl auch Gott gehen, der ganz verborgen immer in unserer Nähe ist, aber keiner macht sich mehr die Mühe ,ihn zu finden, da wir ja immer besseres zu tun haben.


Ja, die Zeit der Gemeinde, der Gruppenstunden, des Miteinanders, selbst des Sonntagsgottesdienstes ist für viele vorbei, darf zerbröseln, sich auflösen und verschwinden. Wir haben längst besseres zu tun. Bleiben gerne zu hause oder gehen halt im Wald spazieren, haben auch mit Hilfe des Internets unseren eigenen Gott, unsere eigene Kirche immer  greifbar, müssen nicht zu einer bestimmten Zeit ,an einem festgelegten Ort zusammenkommen, um Glauben, Kirche und Gemeinschaft zu erleben.


Mein Gott, bin ich dankbar, für meine Kirchen- und Gemeindeerfahrungen in  der Kindheit und Jugend. Die vielen Begegnungen mit echten Menschen auf Kirchentagen, in Verbänden und Gemeinschaften, bei den Ministranten, Kolping und  den Pfadfindern, im Studium und in den Gemeinden, in welchen ich tätig war.  Ich danke auch allen, die heute trotz  Corona immer wieder Gottesdienst feiern in unseren schönen Kirchen, den Glauben mit mir teilen, meinen Leib,  meine Seele und mein Denken so aufrechterhalten. Sie alle gleichen Engeln, die sagen, nimm und iss, sonst ist der Weg zu weit für Dich! Es mag bröseln, aber die Fundamente tragen, die Mauern geben Schutz und der Segen verleiht Flügel.

Ihr H. Todisco


Impuls Luftsprünge 

Impuls zum Fest Mariä Heimsuchung am 2. Juli 

Im Kirchenjahr stoßen wir immer wieder auf Marienfeste, die leider nicht mehr so richtig im Bewusstsein der Menschen und ihrer Frömmigkeit heute sind. Eines davon ist wohl auch das Fest Mariä Heimsuchung, das wir am Donnerstag, den 2. Juli feiern dürfen. Der biblische Hintergrund findet sich im Lukasevangelium im 1.Kapitel. Maria, selbst schwanger, macht sich auf zu ihrer Verwandten Elisabeth, um dieser in den Wochen vor der Geburt ihres Sohnes, des späteren Täufers Johannes, beizustehen. Die Freude und Energie, die von der Begegnung der beiden Frauen ausgeht, fasziniert bis heute und könnte durchaus das Konzept für jegliche Begegnungen in der Seelsorge sein, wenn diese Geist inspiriert und heilsam sein sollen: „ In dem Augenblick als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib“. (Lk 1,44) Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des Herrn, und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. … Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig. ( Lk 1, 46+49) Seelsorge und alle damit verbundenen Begegnungen und Beziehungen sind immer dann vom Heil geprägt, können dann die Kraft der Heilung und Befreiung entfalten, wenn Menschen dadurch froh und beweglich werden, sich geistig und körperlich zum Springen und Singen befreit wissen, wie es Johannes im Mutterleib und Maria in der Nähe ihrer Verwandten erfahren. Die Wertschätzung zwischen den beiden Frauen macht die Wertschätzung Gottes sichtbar, der sich von Generation zu Generation der Menschen annimmt, den Kleinen und Armen, den Hungrigen und Leidenden Leben und Zukunft ermöglicht. Mariens Lobgesang über die Heilstaten Gottes und das Hüpfen des Ungeborenen sind von der gleichen Lebensmelodie geprägt, die auch die beiden Frauen in diesen Augenblick zusammengeführt hat: Gott, der als Retter und Befreier immer auf der Seite Israels ist, sucht mit seiner Liebe alle , die bereit sind, sich durch sein Erbarmen in eine neue, sorgende,wertschätzende und heilende Gottesnähe zu begeben, die gerade die Kleinen und Hilflosen, ja alle Armen und an den Rand Geratenen zu erreichen sucht. Weil die Kirche das Magnificat Mariens täglich betet, sollte und kann sie auch auf der Seite der Armen und Gescheiterten sein, ihnen Gottes Arme und Liebe entgegen halten, damit sie, die Kleinsten der Kleinen, von Freude erfüllt springen und singen können. Denn der Name Gottes ist heilig, weil er das Leben bejaht und diesem Leben immer die größte denkbare Achtsamkeit entgegenbringt. Es ist Gottes liebende Sorge, die sich in der Begegnung der beiden Frauen wirkmächtig zeigt. Sinnbild gelungener Seelsorge und der dafür gegebenen Notwendigkeit, echte, solidarische Begegnungen von Mensch zu Mensch zu wagen – dafür darf uns auch heute in der Seelsorge kein Weg zu weit sein. Ich lade Sie alle ein, nach dem Lesen dieser Gedanken das Lied 535 aus dem Gotteslob zu singen und es auf sich wirken zu lassen. 




Urlaub - Vom Tisch?

Wir modernen Menschen haben das Leben sortiert: Es gibt Arbeitstage und Urlaubstage, Werktage und Feiertage oder Sonntage, Alltag und Feste. Außerdem scheint der Alltag gerne grau zu sein. Auch überwiegen im normalen Leben die Arbeitstage, und in den meisten Ländern die Arbeitsstunden die freien Stunden.

Nicht wenige haben neben der Arbeit, dann noch die Alltagssorgen, Putzen, Erziehung der Kinder und sonstige Besorgungen und Pflichten, die wirkliche freie Zeit ist knapp bemessen. Wenn die Lebensarbeitszeit endet – was nicht in allen Ländern und Kulturen eine Möglichkeit für alle ist, dann freuen wir uns auf den Lebensabend und die Rente. Aber viele Rentner haben immer noch viele Pflichten in der Familie, haben einen Nebenjob, um über die Runden zu kommen oder können aufgrund von Krankheit und Beschwerden eigentlich nichts mit der neuen Freiheit anfangen.

Also findet das eigentliche Leben nur im Urlaub, in den Ferien und, wem es vergönnt ist, am verdienten Feierabend statt?

Ohne Urlaub ist alles nichts? Es soll sogar Leute geben, die für den Urlaub einen Kredit aufnehmen!  

Ein junger Mann, dem ich mal begegnete, trug ein T-Shirt mit der Auflistung der Wochentage, da hatten die Tage von Montag bis Freitag alle den gleichen Namen, der mit „Sch“ anfing und mit „tag“ endete. Dann erst kam Freude auf und Jubel, da das Leben wohl nur an den beiden Tagen des „sogenannten“ Wochenendes stattfand.

Diese Zweiteilung des Lebens, das Hoffen auf Erholung und Entspannung im Urlaub und am Wochenende, ist nicht für alle Menschen das maßgebende Modell, besonders Künstler, Musiker und nicht wenige „ Freischaffende“ wollen gerade diese Trennung nicht, obwohl sie, wie jeder andere auch, auf Erholung und Regeneration angewiesen sind. Aber sobald das eigene Tun und Handeln als Berufung und Sinn des eigenen Seins gesehen wird, ist diese radikale Trennung ja auch kaum möglich.

Kein Ornithologe – Vogelkundler - kann die Augen und Ohren schließen, wenn ihm unverhofft ein ganz besonderer Vogel begegnet, sich hören oder sehen lässt.

Deshalb gibt es eben auch Ärzte, die nicht im Urlaub tauchen oder golfen gehen, sondern nach Indien fahren, um Schwerkranken zu helfen, die ohne diesen zusätzlichen Einsatz kein wirklich gutes Leben mehr hätten.

 

Wenn jetzt in diesen „Coronazeiten“ Urlaub schwieriger, nicht möglich, zu teuer oder einfach auch zu sehr reglementiert ist, um noch Urlaub sein zu können, so bleibt die Frage, was dies für unser Denken und Fühlen bedeuten kann? Ist jetzt alles vom Tisch, was uns Freude macht? Verlieren wir nur Lebensqualität, sodass wir T-Shirts bräuchten, auf denen alle Tage mit „Sch“ begännen?

Ich denke, hoffe nicht! Aber der Wegfall dieser Erholungszeiten und auch vieler Erholungsformen in Gemeinschaft mit Leib und Seele , wird viele sehr schmerzen und Gefühle der Trauer und des Verlustes auslösen. Umso wichtiger scheint es mir, dass es uns gelingen muss, auch im Alltag der Pandemie Momente des Glückes, des Vertrauens in die Zukunft, der Freude und Gemeinschaft zu gestalten.

Auf unseren Tischen darf es nicht nur noch das Notwendige geben, wir brauchen immer auch die Dinge, die uns besonders gut munden, um den Geschmack am Leben nicht zu verlieren oder gar zu vergessen. Der Geschmack am Leben ist für uns auch in traurigen Zeiten sehr wichtig. Da spielen dann alle Sinne eine Rolle. Warum nicht täglich den Urlaub und die Welt auf den Tisch holen, indem wir  diesen so dekorieren, dass wir uns an ganz besondere Zeiten und Orte erinnern? Speisen auftischen, die uns die Welt auf dem Gaumen zergehen lassen? Beim Essen Geschichten aus diesen Ländern erzählen und die Sprache ausprobieren?

Erholung, Urlaub und Entspannung sind immer möglich, mitten im Alltag, der dann gar nicht grau ist. Es ist möglich, Arbeit, Leben, Urlaub und alle unsere Sehnsüchte miteinander zu verbinden, wenn wir es nicht alleine versuchen, Gott und Freunde auf unserer Seite wissen, all unser Tun als Berufung und nicht als „Maloche“ verstehen. 

Haben wir den Mut, den Tisch reichhaltig decken zu können, auch in diesen Tagen! 

Ihr H. Todisco


Tischstrand im Pfarrhaus 

Impuls Strand



 

Maria Magdalena
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Maria Magdalena
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Komm ans Feuer- Ein Kirchenbild der Pfadfinder
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Impuls: Gedanken zum Fest Mariä Heimsuchung
Impuls Heimsuchung.pdf (471.32KB)
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Impuls: Wie geht es Ihnen?
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Impuls: Urlaub vom Tisch
Impuls Urlaub vom Tisch.pdf
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Impuls: Eine Rose
Impuls Eine Rose.pdf (10.12MB)
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Mama, ich kann das nicht!
Tagesimpuls
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Geht das nicht schneller?
Tagesimpuls
Impuls Geht das nicht schneller.pdf (3.3MB)
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Marienimpuls zum Monat Mai
Kennst Arbeit und Sorge ums tägliche Brot.....
Impuls für Mai.pdf (3.92MB)
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Impuls zum Michael in der Fürfelder Kirche
Wie kommt das Böse in die Welt?
Wie kommt das Böse in die Welt.pdf (3.55MB)
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Josef, der Arbeiter
Wochenimpuls
Josef, der Arbeiter.pdf (255.79KB)
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Tagesimpuls 13.-18. April
Tagesimpuls 13.-18. April Osteroktav.pdf (198.46KB)
Tagesimpuls 13.-18. April
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Veronika
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Veronika
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